Wie war der Urlaub?
So wird man meist nach der Rückkehr gefragt. Fast immer lautet die Antwort:
Wunderschön!
So einfach können wir diesmal nicht antworten. Rhodos weist zu unterschiedliche Facetten auf. Da sind einesteils viele liebenswerte Menschen. Die meisten begegneten uns freundlich und hilfsbereit. Viele Kinder grüßten, wenn sie uns auf der Straße entgegen kamen. Die Familie des Hotelinhabers riss sich die Beine aus, um ihren Gästen fast jeden Wunsch zu erfüllen, vor allem beim Essen. Das kompensierte in erheblichem Maß die Nachteile eines nicht so vielsternigen Hotels. Doch übernachten kann man auch mal ohne großen Luxus.
Die landschaftlichen Reize der Sonneninsel sind absolut unbestritten. Wandern sollte man nur mit ortskundiger Führung, da Wege und Pfade kaum markiert, geschweige denn mit Wegweisern beschildert sind. Es gibt keine verwendbaren Wanderkarten. Das soll an der militärischen Vergangenheit der Insel liegen. Auf den meisten Wegen begegneten wir kaum anderen Menschen als denen unserer Wandergruppe. Der öffentliche Nahverkehr ist durchaus brauchbar, Mietwagen scheine reichlich verfügbar zu sein.
An Tieren mangelt es nicht. Ziegen und Schafe dominieren, Kühe haben wir keine gesehen. Was sollten sie in den meist trockenen Berglandschaften auch fressen – Salbei und Thymian? Dann würde die Milch wohl gleich als Hustensaft auf die Welt kommen. 🙂 Häufig begegnet man domestiziertem Geflügel.


Vögel scheinen rar zu sein. Hängt es damit zusammen, dass wir an vielen Stellen haufenweise leere Patronenhülsen fanden? Nur beim Hotel sahen wir einige Spatzen. Ameisen kommen überall vor. Oft werfen sie ringförmige Wälle aus kaffeepulverähnlicher Erde um ihre Baueingänge auf oder schleppen „schwere“ Lasten. Und dann sind da noch unzählige Hunde und Katzen, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen ein oft armseliges Dasein führen. Vereinzelt kümmern sich Menschen darum, oft sind die Tiere jedoch verwildert. Der Hund, der im Schlagloch eines Wirtschaftsweges starb, lag zum Zeitpunkt der Aufnahme seit gut zwei Wochen hier. Regengüsse hatten ihn schon zur Hälfte mit Schlamm zugespült. Sein Besitzer hat es nicht für nötig gehalten, ihn würdig zu bestatten. Nicht einmal die Kette löste er vom Hals des Tieres. 🙁
Auch im Orangental sahen wir einen angeketteten Hund neben einer Blechtonne, zweifelhafter Schutz vor Sonne und Regen. Er war so schwach, dass er nur noch apathisch neben seiner „Behausung“ liegen konnte. Ich schämte mich für den Gedanken, das Elend fotografieren zu wollen.
Besonders gestört hat uns die kaum zu überbietende Vermüllung der Landschaft, vor allem in der Nähe von Ansiedlungen. Es sind nicht nur Getränkeflaschen, die die schöne Landschaft verunzieren. Stellenweise waren mit Müll gefüllte Beutel an die Äste von Bäumen gehängt worden. Kunststoffstiegen, Sanitärporzellan, kleine Öfen, Autos – es gibt kaum etwas, was es nicht gibt.
An den Meeresufern wird Unrat oft angespült. Warum es aber auch an den Badestränden – bis auf den Streifen zwischen Wasser und Tavernen – so schlimm aussieht, können wir nicht verstehen. Den „Blick aufs Meer“ mit dem Müllversteck habe ich unmittelbar nach unserem Abstieg über die Sanddüne zum Tsambika-Strand fotografiert. Leider ist das keine Einzelfall.
Warum ist das alles so? Wir können uns nicht vorstellen, dass den Bewohnern der Insel dieselbe so völlig egal ist. Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung dürfte vom Tourismus leben. Man macht sich doch seine Existenzgrundlage nicht einfach so kaputt.
Angesichts der großartigen Geschichte Griechenlands mit ihren berühmten Philosophen und Wissenschaftlern kommt man ins Grübeln. Ist es Gleichgültigkeit in schweren Zeiten? Oder eine „nach mir die Sintflut“-Mentalität, die wir auch hierzulande kennen? Wir werden wohl auf eine Antwort verzichten müssen.