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Eierbecher für quer liegende Eier

Eierbecher für quer liegende Eier

Mindestens seit Ende der 1970er Jahre habe ich ihn gesucht. In allen einschlägigen Geschäften, überall, wo wir im Urlaub oder aus anderen Gründen hingekommen sind. Vergeblich. Es gab ihn einfach nicht. Obwohl ich ihn sofort gekauft hätte. Steffy hat sich jedesmal geschämt für meine Fragerei in den Läden. Unzählige Male habe ich dem Verkaufspersonal erklärt, welche Vorteile die horizontale Lage von Eiern hat.

Laut einer alten „Anstands“regel soll das Ei vor dem Verzehren geköpft werden! Was ist daran anständig? Nichts, es ist brutal. Eine Methode, die nur von Barbaren erfunden worden sein kann. Viel besser ist es doch, das liegende Ei sanft an der Seite mit einem geeigneten Gegenstand zu beklopfen und ein größeres ovales Loch aus der Schale zu brechen. Oft erkennt man dann schon, in welcher Lage sich das mehr oder weniger hart gekochte Eigelb befindet und kann ganz sacht darauf hin arbeiten, dass man bis zum seligen Ende des Hühnerprodukts immer Eiweiß und Eigelb zusammen auf dem Löffel hat. Beim stehenden Ei kommt es dagegen häufig vor, dass das Eigelb ganz oben liegt und am Schluss hat man nur noch Eiweiß auf dem Löffel. Nicht umsonst hat der Volksmund den Begriff „das Gelbe vom Ei“ geprägt. Also probiert doch die Methode einfach mal aus.

Seit 2001 gibt es ihn endlich offiziell, den Eierbecher für quer liegende Eier. Der Leipziger Maler und Grafiker Professor Rainer Schade hat ihn zum Patent angemeldet. Hergestellt wird er in verschiedensten Ausführungen von der Töpferei Gundula Müller in 04655 Kohren-Sahlis. Zwei Nachteile dieses Modells müssen jedoch  erwähnt werden. Die Eiaufnahme ist nicht optimal geformt und der Fuß ist erheblich zu klein. Große Eier bringen das gute Stück recht schnell zum Umkippen, wenn man nicht aufpasst.

Ein bisschen traurig hat mich die Nachricht, die in zahlreichen Medien erschien, schon gemacht. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war ich viel eher auf die Idee gekommen. Aber dann dachte ich, es ist besser, wenn ein so bekannter Künstler das lustige Patent inne hat, als wenn es überhaupt niemand angemeldet hätte. Denn dazu muss man eine Menge Geld in die Hand nehmen, sogar über viele Jahre, wenn man seine Ansprüche nicht verlieren will.

In der Zeit vor dem speziellen Eierbecher habe ich mir mit den Erzeugnissen eines bekannten Herstellers von Kunststoffgegenständen beholfen. Die sind zwar auch nicht optimal, nehmen das Ei in Querlage aber mindestens so gut auf wie die aus Keramik und stehen wesentlich sicherer. Durch ihre Form können sie paarweise ein Ei vor zu schnellem Temperaturverlust schützen. Auf den Webseiten des Herstellers sind sie leider nicht zu finden.

Sehr gut geeignet sind auch diese von einer Firma in Baden-Württemberg speziell für mich gefertigten Teile aus Edelstahl. Hergestellt mittels modernster Lasertechnik, verrichten sie im Wechsel mit den anderen Modellen schon viele Jahre lang ihren Dienst. Ihr Umkippen ist nahezu ausgeschlossen. Es sind – bisher – weltweit nur vier Stück vorhanden.

Drei weitere Versionen, entworfen von einem Medienkünstler, existieren als Prototypen und bestechen durch die Möglichkeit, zwei Längs-Eihälften nebeneinander zu legen. Leider sind die ursprünglich hier hinterlegten Links nicht mehr zu erreichen, so dass ich sie entfernen musste.

Fazit:

  1. Sein Patent werde ich Professor Schade keinesfalls streitig machen. Dazu ist das Thema erstens zu unernst und außerdem schätze ich ihn seit mehreren Jahrzehnten wegen seiner humorvollen, künstlerischen Beiträge im Eulenspiegel viel zu sehr.
  2. Ein gewaltiger Trost ist es, dass ich nicht mehr allein auf der Welt so verrückt bin, quer liegende Frühstückseier essen zu wollen.
  3. Wer es noch nicht versucht hat, sollte es wenigstens probieren.

8 Comments

  1. Das ist keine schlechte Idee. Man müsste den (runden) Kuchen erst mal teilen und die Hälften von der Mitte her zugänglich machen. Dann könnte es funktionieren. Meldest Du das Patent an?

  2. Thomas Ernst

    Die Lösung scheint es schon seit 100 Jahren zu geben! Sie müssen diese langen URLs kopieren und in Ihrem Browserfenster einkopieren …

    (Erster Link)

    Hoffentlich können Sie das sehr schöne Bild sehen – € 240 scheinen mir bei dem set von silbernen liegenden Eierbechern angemessen sein!

    (Zweiter Link)

    Gruss aus der Schweiz,
    Thomas Ernst

  3. Endlich weiß ich, warum ich auf die Idee mit den quer liegenden Eiern gekommen bin: In meiner Ahnenreihe befinden sich Österreicher – so etwa im 16. Jahrhundert! Schlaue Leute eben. Toll, dass man dieses Modell für beide Essarten verwenden kann! Hoffentlich bleiben die Links noch ein Weilchen erhalten. Danke, Thomas, für Deinen netten und aufschlussreichen Kommentar.

  4. Ein Patent kann man immer dann anmelden, wenn es noch kein anderer angemeldet hat. Professor Schade hat die Gunst der Stunde genutzt, um dies zu tun. Leider gerät diese Art des Eieressens immer mehr in Vergessenheit.

  5. Endlich finde ich Eierbecher, von den aus man das Ei quer liegend essen kann.
    Die Öffnung kann man beliebig groß machen und man hat bei jedem Löffel,
    wenn man einigermaßen geschickt ist, nicht nur Eiweiß sondern auch vom
    Eidotter etwas dabei haben. Lecker !!

  6. Die gibt’s bei mir nicht zu kaufen! Aber schön, dass es noch mehr solche „Verrückte“ wie mich gibt!
    Die Tupper-Modelle werden offenbar nicht mehr hergestellt. Man findet sie aber als Gebrauchtartikel auf einschlägigen Portalen.

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